Offener Brief an die Landesregierung

Guten Morgen zusammen,
dieser Brief ging an unsere Landesregierung, um diese wach zurütteln wie schlecht unsere Lehrerversorgung wirklich ist.

Offener Brief des Vorsitzenden des Gesamtelternbeirats Villingen-Schwenningen zur Lehrerversorgung der Stadt

Sehr geehrter Herr Kretschmann, Sehr geehrte Frau Schopper,

als Vorsitzender des Gesamtelternbeirats der öffentlichen Schulen Villingen-Schwenningen muss ich mich leider in dieser Form an Sie wenden. Als Ministerpräsident und als Ministerin für Kultus, Jugend und Sport sehe ich Sie in der Verantwortung schnellstmöglich einzugreifen!
Seit 12 Jahren bin ich Mitglied des Gesamtelternbeirats unserer Stadt und seit 3 Jahren dessen Vorsitzender. Während dieser Zeit wurde schon des Öfteren der Lehrermangel in unserer Stadt kritisiert und beim zuständigen Schulamt um Abhilfe gebeten. Leider stets ohne Erfolg. Die einzige Antwort war, dass von Seiten des Schulamtes alles versucht wird, aber leider in BadenWürttemberg keine Lehrer zur Verfügung stehen. Hier sehe ich Sie in der Verantwortung kurzfristig und langfristig Änderungen zu erzielen! Schauen wir uns zuerst das Wort Lehrerversorgung an. Lehrer sind Personen, welche eine Lehrerausbildung mit dem ersten und zweiten Staatsexamen abgeschlossen haben.
Diese werden über das Regierungspräsidium und dem staatlichen Schulamt den Schulen zugewiesen und unterrichten unsere Kinder. Wenn alle Unterrichtsstunden abgedeckt werden, spricht man an der Schule von einer Lehrerversorgung von 100%. Aber wie sieht es an den Schulen wirklich aus? Stand heute werden zur Lehrerversorgung nicht nur ausgebildete Lehrer gezählt.
Es werden auch Quereinsteiger mitgezählt, welche die beiden Examina nie abgeschlossen haben. Personen, die auf Grund ihrer Bildung Wissen mitbringen, aber keine „richtigen“ Lehrer sind. Auch werden bei der Lehrerversorgung Lehrer mitgezählt, welche gar nicht an der Schule unterrichten. So wird schwangeren Lehrkräften von Ihrem Arzt ein Berufsverbot ausgesprochen und Sie befinden sich zu Hause – Dauer der Abwesenheit unbestimmt. Aber mitgezählt als Lehrkraft an der Schule werden sie. Derselbe Fall trifft auf Lehrkräfte zu, welche Altersbedingt der Schule unter Pandemiebedingungen fernbleiben, ja fernbleiben dürfen oder leider müssen.

Des Weiteren kommt mit dazu. dass Lehrer teilweise Fächer unterrichten, in denen sie gar nicht ausgebildet wurden, nur um die Kinder einen gewissen Grad von Bildung zu ermöglichen! In diesem Fall spricht man von Fremd Unterricht. Wenn man also die „Quereinsteiger“ und die Lehrer, welche Krankheitsbedingt oder schwangerschaftsbedingt fehlen heraus rechnet und auch die Lehrer richtig zählt, welche Fach fremd unterrichten, kommen wir auf eine Lehrerversorgung weit unter 100 %. Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, Sehr geehrte Ministerin, Der wirkliche IST Zustand in unserer Stadt ist, dass an Grundschulen „Quereinsteiger“ oder „NichtErfüller“ unterrichten – und Eltern und Schüler davon nicht einmal in Kenntnis gesetzt werden.
Als gravierenden Fall möchte ich hier auch den Ausfall einer Klassenlehrerin der 4.Klasse an einer Grundschule schildern. Erst nach 2 ½ Monaten hat es das staatliche Schulamt geschafft, mit Hilfe einer Teilverlegung die Hälfte der Stunden über eine Grundschullehrerin, die andere Hälfte über eine Quereinsteigerin abzusichern.

An den Realschulen unserer Stadt werden Schulfächer gar nicht erst unterrichtet, weil Lehrer fehlen. Das Land hat zwar festgelegt, welche Fächer, in welchen Umfang in den Klassenstufen unterrichtet werden, kommt dem aber durch Einstellungen bzw. Ausbildung von Lehrern ihren eigenen Vorschriften nicht nach. Das Lehrer Fachfremd unterrichten, oder zwei Klassen gleichzeitig betreuen ist keine Seltenheit mehr. Schau ich mir die „bereinigte“ Lehrerversorgung an den Schulen unserer Stadt an, für welche ich ehrenamtlich tätig bin, fehlen allein an den Schulen unserer etwa 20 bis 30 ausgebildete Lehrkräfte der verschiedenen Fachrichtungen. Auch die Aktion “Rückenwind“ betrachte ich mehr als skeptisch! Rektoren unserer Stadt haben ihre Schule gar nicht für diese Aktion angemeldet, weil die vorhandenen Lehrkräfte voll im Unterricht eingeplant sind und sich nicht noch um Personal ohne Fachausbildung kümmern können. Da auch die nächste Universität für Lehrerbildung etwas entfernt liegt, ist gerade mit Einsatz von Studenten gar nicht zu rechnen.

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, Sehr geehrte Ministerin,

bei dem beschriebenen Lehrermangel ist es auch kein Wunder, dass Präsenzunterricht durch nichts zu ersetzen ist. Welche Lehrkraft kann eine normal Klasse mit 16-29 Schülern per Video unterrichten? Unmöglich! Diese Klasse müsste für den Video – Unterricht geteilt werden. Präsenzunterricht ist durch nichts zu ersetzen? – Ich würde sagen das es geht, aber nur mit der doppelten Anzahl an Lehrern.

Bitte greifen Sie das Thema Lehrerausbildung auf und diskutieren Sie Fraktionsübergreifend. Es müssen Mittel und Wege gefunden werden, unseren Kindern eine Bildung zu gewährleisten, dass auch in Zukunft Baden-Württemberg das Land der Dichter, Denker und Erfinder bleibt. Nur mit Ausbildung der Lehrer und dem Unterrichten der Schüler können wir in der PISA-Studie in einigen Jahren einen vorderen Platz erreichen. Finden Sie in der Zusammenarbeit Lösungen!!! Lösungen welche wir uns vorstellen könnten wären:
– Lehrer ist eine Person welche ein Studium und dessen Examina abgelegt hat. Diese Berufsbezeichnung sollte für diese Personen geschützt sein. – – Quereinsteiger sind nach kurzer Probezeit, mit einer positiven Beurteilung der Rektoren, unbefristet in den Schuldienst zu übernehmen. Dabei sollte ihnen innerhalb von 1-2 Jahren neben Ihrer Tätigkeit eine Fort- oder Weiterbildung angeboten werden, so dass sie als „Pädagogische Fachkräfte“ eingesetzt werden können.
Studenten ist der Beruf Lehrer attraktiver zu gestalten. Auch sollte Möglichkeiten angeboten werden in anderen Städten zu arbeiten. (z.B. Umzugshilfe) Ziel sollte sein, eine Lehrerversorgung von 105% und eine Lehrerversorgung + pädagogischem Fachpersonal von 115% zu erreichen. Nur so kann ich mir vorstellen Klassen zu verkleinern, Pandemie Lücken auszugleichen, Lehrer Krankheiten und Schwangerschaften aufzufangen und in den nächsten Jahren eine attraktive Bildung abzusichern. Gern bin ich bereit Sie in die große Kreisstadt Villingen-Schwenningen einzuladen. Dazu könnte ich Schulleitungen ansprechen und Diskussionsrunden (auch mit den Lehrern) organisieren. Hören Sie sich die Probleme vor Ort an, denn auch die Lehrer an den Schulen leiden unter dem Kollegenmangel und sind mit ihren Kräften am Ende.

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

die Corona-Pandemie hat uns weiterhin im Griff und Sie versuchen, mit politischen Entscheidungen, eine Besserung zu erreichen. Dazu zählt für mich auch die Möglichkeit, das Firmen ihre Mitarbeiter ins Home-Office schicken – schicken müssen. Aber warum habe ich in einer Klassenstufe einer Realschule meiner Stadt über 30 Schüler? Die Klasse müsste nach dem Klassenteiler schon längst geteilt werden. Auf Grund des Lehrermangels wird sie es aber nicht. Aussage des Staatlichen Schulamts „dann fehlen uns ja noch mehr Lehrer!“ 7 Klasse bedeutet aber auch, dass die Kinder das 12 Lebensjahr noch nicht, oder gerade erst erreichen. Also in der Klasse Geimpfte und Ungeimpfte zusammentreffen und damit einer unterschiedlichen Testung unterliegen. Bei all Ihren Bestrebungen als Ministerpräsident – in diesem Fall freut sich der Virus.

Mit freundlichen Grüßen T. Berthold Vors. des Gesamtelternbeirats der Schulen Villingen-Schwenningen

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